Test: Sram GX Eagle AXS Transmission – Hype oder Revolution für faires Geld? | Ride MTB

Test: Sram GX Eagle AXS Transmission – Hype oder Revolution für faires Geld?

Test SRAM GX Eagle AXS Transmission

Selten gab es so viel Wirbel um eine neue Schaltungstechnologie wie bei Srams Transmission. Erst wurden drei teure Top-Schaltgruppen lanciert, doch nur kurze Zeit später folgte die günstigere GX-Version. Die Transmission-Technologie wurde so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Kommen wir nun in ein neues Zeitalter für Fahrradschaltungen?

Das Wichtigste in Kürze

Leider heisst es einmal mehr: eine neue Technologie und keine Kompatibilität mit bisherigen Produkten. Wer auf ein Transmission-Schaltwerk wechseln will, braucht erst mal einen Rahmen, der für UDH-Schaltaugen konstruiert ist. Denn die Montage erfolgt direkt am Bike-Rahmen und nicht via Schaltauge. Wegen des neu eingeführten T-Type-Zahnprofils des Antriebs müssen auch die Kette, das Kettenblatt sowie die Kassette ersetzt werden. Zudem benötigt die «Eagle Transmission» spezielle Wide-Kurbeln mit einer 55-mm-Kettenlinie. Nun zu den guten News: Wer einen AXS-Schalthebel hat, kann ihn weiterverwenden. Wirklich toll ist, dass bei einem Defekt des Schaltwerks beinahe jedes Bauteil im Fachhandel oder in Onlineshops erhältlich ist. 

Erster Eindruck

Die neue Konstruktion des Schaltwerks ist massiv und soll gemäss Sram selbst grössere Crashs einstecken und sich selbst wieder justieren, damit die Schaltvorgänge wieder reibungslos vonstatten gehen. Im Vergleich zu den Top-Gruppen ist bei der GX der AXS-Akku im Innern der Rahmenbefestigung platziert. Dass dieser während des Einsatzes infolge Bodenkontakts rausfällt, scheint so unmöglich. Die Kurbel kommt mit zwei angeschraubten Bash-Guards und wirkt wie der Wechsler für härteste Einsätze gewappnet. Der ebenfalls neue Ultimate-Schalthebel wird mit zwei unterschiedlich geformten Gummi-Pads geliefert, die in Sekunden gewechselt werden können.

Im Einsatz

Die Montage ist etwas umständlicher als gewohnt und braucht ein paar Arbeitsschritte mehr als bei den bisherigen AXS-Komponenten. Im Internet findet man gute Videoanleitungen und so ist das keine grosse Sache. Die Feinjustierung der Gänge mit der App geschieht in Rekordzeit. Mühsam ist nur, herauszufinden, welche Distanzringe beim Tretlager verbaut werden müssen. Da sollte Sram eine bessere Anleitung beilegen.

Nach einigen Fahrten im Gelände ist man mit Transmission vertraut, das Schalten an sich wurde ja nicht neu erfunden. Leider geschieht dies etwas langsamer als mit der klassischen AXS Eagle, dafür bei geringem Pedaldruck kaum hörbar. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich, dass nur ein Gang nach dem anderen geschaltet wird. Drückt man dreimal kurz auf den Schalthebel, dauert es, bis der dreimalige Schaltvorgang durch ist. Das Hochschalten dauert spürbar länger als das Runterschalten. Unter Volllast knirschen ab und zu die «Zähne», auch wenn sie gut geölt sind. Aufgrund der hohen Kettenspannung macht das System in der Abfahrt keine Geräusche.

Als dann tatsächlich mal ein Fels auf der Ideallinie lag und das Hinterrad nicht drum rumfahren wollte, hat das Schaltwerk einen ordentlichen Stoss erlitten. Nach einem kurzen Surren hat sich dieses neu justiert und weiter ging die Fahrt. Cool, es scheint, als sei Transmission echt robust. Zwei Wochen später knallt es erneut, doch nur halb so heftig wie beim ersten Mal. Das Surren bleibt aus und es lassen sich nur noch 9 von 12 Gängen schalten. In dreien springt die Kette rum wie Kinder auf dem Spielplatz. Handy raus, App starten und während der Fahrt die besagten Gänge mit der Software justieren und schon geht’s reibungslos weiter. Nochmals cool! 

Mittlerweile gibt es einige Transmission-kompatible Anbauteile von Drittherstellern. Zum Beispiel ovale Kettenblätter von Absoluteblack. Das Kettenblatt zu wechseln, erzeugt erneutes Kopfschütteln. Es ist mit sage und schreibe acht kleinen Torx-20-Schrauben montiert. Wieder ein neuer Standard, der auch noch ein Werkzeug erfordert, das sich nur in gut sortierten Werkzeugkoffern findet.

Fazit

Srams «GX Eagle Transmission» hinterlässt einen gemischten Eindruck. Die einzelnen Teile sind deutlich robuster, die Funktion top ebenso die Selbstjustierung. Dass die Gruppe nicht kompatibel mit den Vorgängern ist, macht keine Freude. Neue Standards wie die Flat-Top-Kette, die Kettenblattaufnahme und der Fakt, dass sich das Schaltwerk an vielen älteren Bike-Rahmen nicht montieren lässt, stossen sauer auf. Über den etwas langsameren Schaltprozess werden sich primär Rennfahrer und Ungeduldige aufregen. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, die «GX Eagle Transmission» hält grundsätzlich, was sie verspricht, eine neue Schaltära läutet sie jedoch nicht ein. Bedenkt man, dass die kabelzugbetriebene GX-Gruppe gerade mal die Hälfte kostet und ebenfalls langlebig und zuverlässig ist, muss jeder selbst entscheiden, ob sich die Anschaffung lohnt. Ein Fehlkauf ist die neue Gruppe garantiert nicht.

Preis: ab CHF 1299 / EUR 1150.00

Empfehlung

Um die Transmission-Gruppe korrekt montieren zu können, sind einige Informationen zum Bike nötig. Sram bietet gar einen Bike-Brand-Guide, in dem viele Modelle und ihre Transmission-Voreinstellungen hinterlegt sind. Wird man dort nicht fündig oder treibt einen die Wahl der richtigen Distanzringe für das Tretlager in den Wahnsinn, empfiehlt sich der Gang zum Fachhändler. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Schaltgruppe nicht korrekt funktioniert oder gar Schaden nimmt.

Hersteller

www.sram.com

Fotograf

Sacha Steiner


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