Wie ein Gewehr der IG Biketrails Winterthur fast zum Verhängnis geworden wäre | Ride MTB

Wie ein Gewehr der IG Biketrails Winterthur fast zum Verhängnis geworden wäre

Das Video «Obenabe» hat in der Mountainbike-Welt keine grossen Wellen geschlagen. Die Fischerei- und Jagdverwaltung Kanton Zürich hingegen zeigte die Urheber an: Sie fand eine ganze Reihe vermeintlicher Delikte, darunter die Verwendung eines Karabiner 11, das Schweizer Armee-Gewehr aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Obenabe ist ein schrulliger No-Budget-Film über das Trailbiken in Winterthurs Wäldern. In gemütlichem Winterthurer Dialekt bringt der Cartoonist Ruedi Widmer als Moderator den Zuschauerinnen das Wesen der «Bike-Leute» näher. 676 Aufrufe in sechs Monaten zeigen, dass der Mountainbike-Community auf YouTube nach anderem dürstet.

Einer dieser Aufrufe geht auf die Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürich zurück. Diese fand den Film offenbar auch nicht lustig und sah darin vor allem eine Reihe von Delikten. Da wäre zuerst das illegale Befahren eines Gebiets. Sodann habe die IG Biketrails Winterthur ohne Bewilligung auf öffentlichem Grund Filmaufnahmen gemacht.

Und schliesslich tritt im Film ein Mann auf, der «einen Karabiner 11 in gespannten Zustand auf dem Rücken trägt», wie es in der Verfügung heisst. Verantwortlich für die Filmproduktion als Ganzes, wie auch für den Karabiner im Speziellen war Tom Meister, Musiker, Autor, Mountainbiker und einer der Akteure der IG Biketrails Winterthur.

Er sah sich nun also unter anderem mit einer Anzeige wegen Mitführens einer Waffe ohne Waffentragschein konfrontiert, ein Vergehen, das mit einer Vorstrafe verbunden ist.

Fotograf

IG Biketrails Winterthur

Befahren der Trails am Reitplatz nicht als illegal bewertet

Der Filmdreh fand im Mai 2023 statt, im Juni ging die Strafanzeige bei der Zürcher Kantonspolizei ein, im September entschied die Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland, das Verfahren aus mehreren Gründen einzustellen. Der Entscheid ist inzwischen rechtskräftig.

Bemerkenswert ist vor allem, dass die Staatsanwaltschaft im Video kein illegales Befahren von Wegen im Winterthurer Wald erkannte. Und da nur Helmkameras verwendet wurden, ist auch das Filmen an diesem Ort erlaubt. Kameras, Lampen und weiteres Equipment dort aufzustellen, wäre offenbar illegal gewesen.

Und damit zum Knackpunkt der Anzeige, der Waffe: Tom Meister konnte die Staatsanwaltschaft überzeugen, dass er nicht vorhatte zu wildern – darauf beziehe sich der Gesetzesartikel nämlich, der es verbietet, eine Waffe in einem Jagggebiet mitzuführen, ohne in diesem zur Jagd berechtigt zu sein. Das Jagdgesetz haben Tom Meister und der Darsteller, der den Jäger spielte, also nicht verletzt.

Bleibt der fehlende Waffentragschein. Da half es nichts, dass Meister das Gewehr in einer grossen Tasche in den Wald trug und es nur dort, ohne von Unbeteiligten gesehen zu werden, hervorgekommen hatte. Es spiele auch keine Rolle, dass die Waffe nicht funktionstüchtig gewesen sei, führt die Einstellungsverfügung aus – auch eine echt aussehende Attrappe dürfe man nicht in der Öffentlichkeit herumtragen.

Meister wollte weder wildern noch Schrecken verbreiten

Letztlich wiege das Vergehen aber leicht, weil der Regisseur und der Darsteller das Gewehr nicht in böser Absicht, sondern lediglich unüberlegt mit sich geführt hätten. Auch in diesem Punkt stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Die Verfahrenskosten blieben dennoch an Meister hängen. Dank einer Rechtsschutzversicherung halte sich der Schaden in verkraftbaren Grenzen, lässt er wissen.

Für ihn überwiegt die Freude, dass Mountainbiken auf den Trails am Reitplatz nicht als illegal gewertet wurde. Ausserdem rät er dringend, den Bikesport waffenlos auszuführen. Abschliessend hält Tom Meister fest, ein Teil der Anzeigen seien Zeichen davon, dass Biken immer noch an vielen Orten in einem Graubereich stattfindet. Die IG arbeite weiter daran, dass sich dies ändere.

Er betont, dass er mit der IG Biketrails Winterthur weiterhin mit städtischen und kantonalen Behörden in Kontakt stehe und das Projekt der offiziellen Biketrails am Reitplatz unterstütze – nach dem Grundsatz, dass keine bestehenden Strecken ohne mindestens gleichwertigen Ersatz gesperrt werden.