Blog: Wenn MTB-Infrastruktur = gebaute Bike-Strecken, dann gute Nacht! | Ride MTB

Blog: Wenn MTB-Infrastruktur = gebaute Bike-Strecken, dann gute Nacht!

Schnebelhorn

Der Kanton Zürich kommt auf einer 132 Seiten langen Analyse zum Schluss, dass es zu wenig Singletrails für die ansässigen Mountainbiker gibt. Dabei gibt es im Kanton Zürich genug Wege für alle. Jeder Bikerin in Velodistanz von zuhause eine Strecke zu bauen, ist der falsche Weg. Nicht nur im Kanton Zürich.

Die Frage stellt sich nicht nur im Kanton Zürich, sondern in weiten Teilen der Schweiz. Was ist Mountainbike-Infrastruktur? Sind es gebaute Strecken und signalisierte Routen, wie sie die Analyse des Kantons Zürich definiert? Oder sind es die bestehenden Wege, auf denen Mountainbikerinnen seit den 1990ern unterwegs sind?

Nimmt man die Analyse des Kantons Zürich beim Wort, dann gibt es für Zehntausende Mountainbiker nur eine gute Handvoll Wege, auf denen sie ihren Sport ausüben können. Die Singletrails, auf denen diese Zehntausenden täglich unterwegs sind, sind überwiegend Teil des «Bestandswegenetzes» oder sie sind «nutzerbasierte Trails». Also irgendetwas, das nicht für die Mountainbiker gebaut oder von diesen verbotenerweise selbst geschaffen wurde.

Nebenbei: Trails in Eigenregie durch den Wald zu ziehen, wird nie legal sein und dafür gibt es gute Gründe. Ebenso gut lässt sich begründen, weshalb es je nach Situation sinnvoll ist, bestehende von Bikerinnen geschaufelte Trails nachträglich zu offizialisieren.

Die tatsächliche Mountainbike-Infrastruktur sind die bestehenden Wege. Hier hat der Bikesport seinen Anfang genommen und hier findet er bis heute statt. Dank dem Uetliberg-Urteil ist klar, dass dies rechtlich oft in Ordnung ist.

Ein Netz aus gebauten Strecken ist ein Unding

Die Bestandes- und Bedarfserhebung, die der Kanton Zürich durch Allegra Tourismus hat durchführen lassen, empfiehlt, die Mountainbike-Infrastruktur auszubauen. So wie sie sie definiert, bedeutet das: Strecken bauen. Im Prinzip bräuchte es an jedem der 36 ermittelten Hotspots mindestens eine.

Das ist aus zwei Gründen der falsche Weg: Erstens macht man damit den Mountainbikesport teurer als er ist. Es müssten für zehntausende bis hunderttausende Franken Strecken gebaut werden. In der Summe ergäbe das Millionen. Zweitens ist es ökologisch unsinnig. Denn was viele Studien zeigen: Der grösste Eingriff in die Natur ist das Anlegen eines neuen Wegs und nicht die Befahrung eines bestehenden mit dem Mountainbike.

Und schliesslich dauert es Jahre, bis ein Netz aus gebauten, Mountainbikerinnen vorbehaltenen Pisten realisiert ist. Wenn als Konsequenz nach der Eröffnung Wege für Bikes gesperrt werden – wie das schon an mehreren Orten der Fall war – dann gibt es letzten Endes weniger Mountainbike-Infrastruktur als davor.

Gebaute Strecken können Spass machen und in stark befahrenen Gebieten die Situation entspannen. Noch viel mehr Verbesserung würde es bringen, die Koexistenz auf kartierten Wegen zur Norm zu machen und damit anzuerkennen und dass die vielen grossartigen bestehenden Singletrails die wahre Mountainbike-Infrastruktur sind.