Auf Trail-Suche in Albanien oder wenn die Hunde die Route bestimmen | Ride MTB

Auf Trail-Suche in Albanien oder wenn die Hunde die Route bestimmen

Wer zum Mountainbiken nach Albanien fährt, hat in der Regel die Berge im Visier und nicht die Unesco-Stadt Berat mit ihrer Burg und ihren tausend Fenstern. Doch der Hügel auf der anderen Flussseite lohnt den Aufstieg mit mindestens zwei Trails, einer flowig, der andere eine echte Herausforderung.

Vielen Dank, lieber Unbekannt, dass du den «Goricë Track 1» auf Trailforks eingetragen hast. Ich hätte ihn niemals gefunden. Genau genommen habe ich ihn selbst mit der App zuerst verfehlt, da der Einstieg im Gestrüpp nicht zu erkennen war.

Der Weg hinauf führt auf einer angenehm ansteigenden, geteerten Strasse ins Dorf Drobonik. Es folgt eine kurze steile Schotterstrasse hinauf auf den Rücken des Hügels, für den keine der konsultierten Karten einen Namen angibt. Aber Drobonik ist nicht schwer zu finden und mit der folgenden Beschreibung klappt es auch mit den zwei getesteten Abfahrten.

Als ich zum ersten Mal dem Trail-Einstieg entgegenrolle, biege ich kurz vorher falsch ab. Zuerst sehe ich Ziegen im Gestrüpp sich ihre Mahlzeit zusammensuchen. Dann steht ein erster Hund vor mir und bald ein zweiter. Gemeinsam überzeugen sie mich umzukehren. Also zurück auf die Schotterstrasse, die unterhalb des Rückens direkt zum Einstieg des Goricë Trails führt. Unübersehbares Merkmal ist die Sende-Antenne.

Gestrüpp und Spitzkehren

Den Trailhead finde ich nicht, stattdessen folge einem Trampelpfad, der sich im Gestrüpp verliert. Etwa 50 Meter weiter unten stosse ich nach intensivem Suchen auf den «Goricë Track 1». Und los geht der Spass. Zwar ist auch jetzt die Fortsetzung nicht immer offensichtlich im hohen Gras. Aber meist ist es klar, in welche Richtung es weitergeht: in der Falllinie. Trotzdem sind fast alle Spitzkehren für gute Biker zu schaffen. Den einen oder anderen extrem steilen Abschnitt mit Stufen steige ich zu Fuss ab. Wahrscheinlich gibt es Leute, die auch diese fahren.

Am Ende spuckt mich der Trail in der Altstadt, wenige Meter von der Fussgänger-Brücke aus, die die Berati Golden Gate Bridge nennen. Ein paar Meter von der Golden Gate Bridge entfernt steht übrigens The White House, ein empfehlenswertes Restaurant.

Auf dem Weg zum Einstieg hatte ich den «Mountain Partizan Biketrail» gekreuzt, der sogar signalisiert ist. Am nächsten Tag fahre ich zu dieser Stelle und schiebe mein Velo zum Anfang der Strecke hoch. Ich bin ziemlich sicher, dass ich bei meinem ersten Besuch zum Einstieg auf dem Bergrücken gelangt wäre, wenn mich die Hunde gelassen hätten.

Ein Partisan und zwei Hunde

Der Partisan beginnt auf erdigem Boden, teilweise mit Piniennadeln bedeckt – das pure Flow-Vergnügen. Doch kaum wird es steiler, ist er mehr und mehr mit losen Kalkschotter bedeckt. Sieht cool aus, ist in den Kurven aber tricky. Gegen Ende des ebenfalls auf Trailforks kartierten Trails teilen sich die Linien. Ein Spielplatz mit Bumps und Channels macht Lust, immer wieder hochzusteigen und eine andere Route zu wählen.

Ich peile aber die Traverse zum Goricë Track an. Auf ihr begegnen mir zwei Hunde, die von einem Ziegenhirten zurückgepfiffen werden. Er ist überzeugt, zu wissen, wohin ich fahren soll: in die Gegenrichtung. Ich versuche ihm klarzumachen, dass ich weiss, wo mein Weg ist und ich diesen der bequemen Schotterstrasse vorziehe. Da er im Gegensatz zu vielen Albanern kein Italienisch spricht und auch keine andere Sprache, der ich mächtig bin, muss ich ihm irgendwann einfach davon fahren. Ich verstehe seine Sprache und er meine Absicht nicht.

Beim Wegfahren geht mir durch den Kopf, dass seine beiden Hunde diejenigen gewesen sein müssen, die mich am Vortag zur Umkehr gebellt haben. Es folgt die untere Hälfte des Goricë Tracks, die so viel Spass macht wie bei der ersten Befahrung. Diese Steilstufen und Spitzkehren würden mir auch nicht langweilig, wenn ich Berat zuhause wäre.