Weltcup Crans-Montana: Kritik richtet sich an die Falschen
Nach den Weltmeisterschaften in Pal Arinsal übergab das WM-OK von Andorra die UCI-Flagge an die Walliser, den WM-Veranstaltern des Jahres 2025. Als Ausrichter der Cross-Country-Rennen spielt Crans-Montana die Hauptrolle bei diesem Gross-Event. Doch bei der Weltcup-Premiere Ende Juni, die zugleich als WM-Hauptprobe diente, bekam Crans-Montana hartes Brot serviert. Auf der einen Seite erschwerten Unwetter die Vorbereitungen und Durchführung, auf der anderen Seite herrschte reichlich Unmut. Die Strecke in Crans-Montana wurde als zu gefährlich eingestuft, die Kritik jedoch zu Unrecht an den Walliser Ferienort adressiert. Das Zepter beim Streckenbau führten Warner Brothers Discovery Sports, die sich die Rechte für den Weltcup bis ins Jahr 2030 gesichert hat.
Kein Gehör für Sicherheitsmängel
Für die Mountainbike-Schweizermeisterschaften 2023 wurde in Crans-Montana eine moderne Cross-Country-Strecke gebaut, die künstliche Elemente mit natürlichen Abschnitten und selektiven Aufstiegen verband. Für den Bau war die Trail-Baufirma Velosolutions verantwortlich. Der Grundtenor war positiv, auch wenn viele Fahrer sich einige Änderungen wünschten. Diese wurden auch vorgenommen, jedoch nicht wie im Vorjahr von Velosolutions, wie Bruno Huggler, Direktor von Crans-Montana Tourismus erklärt: «Die Strecke für die Schweizermeisterschaften hatten wir gemeinsam mit Velosolutions und Swiss Cycling entwickelt. Als wir Warner Bros/Discovery ansprachen, um die Strecke für den Weltcup vorzubereiten, übernahm der Weltcup-Organisator das Zepter. Unsere Bikepark Shaper bauten die Strecke zwar um, jedoch unter Anweisung eines Bauleiters von WBD-Sports. Das war nicht ideal.»
Fürs TV-Bild sollten die hochseitig platzierten Steinplatten als Linientrenner und Hingucker dienen. Diese entpuppten sich jedoch als gefährlich, woraufhin es bald Kritik hagelte. «Wir hatten Warner Brothers Discovery Sports während des Baus darauf aufmerksam gemacht, dass die Platten die Sturzräume verschliessen. Der Weltcup-Organisator WBD-Sports sah darin allerdings kein Risiko», blickt Huggler auf die Bauphase zurück. Unglücklich dazu kam, dass die Dachorganisation für die Saison 2024 auch den Technischen Delegierten der UCI abschaffte, der sich in den Jahren zuvor für die Streckenabnahmen verantwortlich zeigte. Dieser hätte vor der Weltcup-Woche noch eingreifen können, als noch Zeit für Korrekturen gewesen wäre. Als Veranstalter eines Ski-Weltcups, konnte Crans-Montana glücklicherweise schnell auf Sicherheitsmaterial zugreifen. So wurden die Steinplatten zumindest mit orangen Matten entschärft.
Wetter als harter Widersacher
Die Debatte über die Strecke wäre wohl kaum derart hitzig geführt worden, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Die Unwetter machten Abschnitte der Strecke schwer befahrbar, weshalb für viele Athleten der U23-Kategorien Laufen angesagt war, und auch bei den Elite-Rennen mussten einige Teilnehmer Passagen zu Fuss meistern. Das empfanden viele Teilnehmer als nicht weltcupwürdig. Dabei gibt es kaum idealer gelegene Orte, um sintflutartigen Regenfällen einigermassen standzuhalten. Die Walliser Südhänge sind von ihrer Geologie her sehr durchlässig und trocknen sehr schnell ab. Sie können deutlich mehr Regen aufnehmen als an anderen Orten. Viele der Weltcup-Strecken würden bei diesen Regenmassen deutlich schlechter dastehen. So ist die harsche Kritik nicht gerechtfertigt. Mit Kritik am Veranstalter vor Ort wurde dennoch nicht gespart, äussert sich Huggler über öffentliche Kommentare: «Es wurden einige vernichtende Aussagen prominenter Personen zu Unrecht an Crans-Montana adressiert. Diese hinterliessen einen Image-Schaden und sorgten auch beim Kanton für Verunsicherung.»
Angesichts dessen, dass kurz vor Weltcup-Beginn wegen Überschwemmungen und Murgängen im Rhonetal der Notstand ausgerufen wurde oder Autobahnabschnitte gesperrt werden mussten, kam das darüber gelegene Crans-Montana sehr gut weg. Huggler sieht deshalb die Weltcup-Premiere auch von Zuschauerseite als gelungen an. Er erwähnt 6000 zahlende Gäste an den Strecken, die für gute Stimmung sorgten. Und die Stimmung soll 2025 noch besser werden, auch unter den Fahrern, so Huggler weiter. Für die Weltmeisterschaften sind zwar keine intensiven Arbeiten, jedoch einige Anpassungen und den Schlüsselpassagen notwendig, und man wolle auch internationale Fahrer zu Testfahrten einladen, um Zweifel auszuschliessen.
Die Fahrtrichtung stimmt
Beat Wabel, der technische Delegierte der UCI war bereits vor Ort, wie Huggler abschliessend verrät: «Sein Rapport attestiert der Strecke eine hohe Attraktivität und ist insgesamt sehr gut. Er verlangt aber zurecht einige Anpassungen innerhalb der von WBD-Sports gebauten Hindernisse wie Rockgarden, Timbergarden und Waterfall».
Für die Weltmeisterschaften sind die Weichen nun in eine gute Richtung gestellt. Aber auch für den gesamten Weltcup stehen die Zeichen im Jahr 2025 wieder besser. So soll der Technische Delegierte der UCI wieder fester Bestandteil eines jeden Weltcups sein, wovon jede Veranstaltung profitiert. Crans-Montana verfolgt das Ziel, im Jahr 2026 wieder Teil des Weltcup-Kalenders sein, alternierend mit Lenzerheide.