Verlangt Zermatt bald Eintritt von Tagesgästen?
Zermatt will weniger Gäste. Nur so lässt sich erklären, weshalb die Walliser Tourismus-Metropole diskutiert, eine Eintrittsgebühr von jenen zu verlangen, die keine Übernachtung gebucht haben. Die Pläne publik gemacht hat SRF. Auch die Höhe der Gebühr sei schon definiert: 12 Franken soll sie betragen – gleich viel wie die Kurtaxe für drei Tage Aufenthalt am Fuss des Matterhorns.
Vom Eintrittsticket nach Zermatt könnten auch Mountainbikerinnen betroffen sein, die einen Tag auf den feinen Singletrails verbringen wollen. Dabei stellt sich die Frage, ob Gäste, die einen Guide buchen und damit zur Wertschöpfung beitragen ebenfalls die Tagesgebühr zahlen müssen. Beantworten mag das niemand, ein Guide verweist auf die Medienstelle, diese reagiert auf wiederholte Anfragen von Ride nicht. Auch ein weiterer lokaler Guide lässt den Kontaktversuch des Redaktors ins Leere laufen.
Was würde die Gebühr für Guides bedeuten?
Dabei haben die Guides durchaus etwas zu verlieren. Auch wenn 12 Franken im Vergleich zu den Kosten für eine Tour nicht viel sind, gibt es dennoch viele andere lohnende Ziele in der Gegend, die keinen Eintritt verlangen. Mit Overtourism als Grund für die Abgabe geht es überdies auch nicht darum, dass alle Besucherinnen in Zermatt Geld ausgeben. Ziel der Massnahme ist, die Zahl der Menschen zu reduzieren, die das Dorf am Ende des Mattertals heimsuchen.
Interessant wäre es auch zu wissen, was für Mountainbiker oder Wanderer gilt, die über einen der Wege in die Gemeinde Zermatt gelangen und nicht mit der Bahn, dem üblichen Zugang in das autofreie Dorf. Droht jenen, die über die «grüne Grenze» kommen eine Busse, wenn sie ohne Ticket erwischt werden? Wer weist sie darauf hin, dass sie Gemeinde betreten haben? Oder sind sie selber dafür verantwortlich, dies zu bemerken?
Noch braucht es kein Ticket, um Zermatt zu besuchen. Die Fragen werden sich klären, sollte die Gebühr Tatsache werden. Interessieren würde dann auch, ob die Lenkungsabgabe die gewünschte Wirkung hat. Venedig hat den Ticketpreis nach vier Monaten von 5 auf 10 Euro erhöht. Offenbar haben die Touri-Massen in der Lagunenstadt kein bisschen abgenommen. Was vielleicht auch daran liegt, dass viele ohnehin kein Ticket lösen. Die Gefahr erwischt zu werden sei klein und Sanktionen gebe es keine.
In einer Sache wiederholt sich in Zermatt bereits die Geschichte Venedigs: Negative Presse haben beide Reiseziele im Zusammenhang mit den Tagestickets reichlich abbekommen.