Test: Scott Spark 900 Tuned AXS – ein «fettes» Bike und doch so leicht | Ride MTB

Test: Scott Spark 900 Tuned AXS – ein «fettes» Bike und doch so leicht

Das neue Scott Spark hat unmittelbar nach der Lancierung für viel Gesprächsstoff gesorgt. Hat Scott da Bold Cycles kopiert? Jein. Scott ist seit 2019 im Besitz der Marke Bold und somit ihrer Patente. Auf den ersten Blick wirkt das Spark klar wie die Bikes der Tochterfirma, doch auf den zweiten gibt es einige Unterschiede.

Selten hat ein Bike so polarisiert wie das neue Scott Spark. Wie erwähnt hat es grosse Ähnlichkeiten mit den Modellen von Bold. Primär durch das im Rahmeninnern platzierte Federbein und auch durch die sehr ähnliche Designsprache. Das Modell wurde basierend auf den Bold-Patenten von den Scott-Ingenieuren entwickelt. In einem unterscheidet sich das Spark merklich: Der Hinterbau ist kein Vier-Gelenker mit Horst-Link, sondern ein abgestützter Eingelenker. Das spart Drehpunkte und somit Gewicht, auch das Fahrverhalten ist anders.

Das Scott Spark gibt es in 13 verschiedenen Ausführungen, komplett in Karbon oder Aluminium oder mit Karbonfront und Aluhinterbau. Das getestete 900 Tuned AXS ist das zweitteuerste und kostet rund 10’000 Franken. Das Heck hat 120 und die Front 13o Millimeter Federweg. Doch in welche Kategorie fällt es? Scott meint: «Nenne es, wie du willst. Wir wissen nur, dass es ein verdammt geiles Mountainbike ist.»

Folgende Punkte hebt der Hersteller hervor:

•    Integrierte Federungstechnik und Kabelverlegung durch Steuersatz 
•    Leichtestes vollgefedertes 120-mm-Cross-Country-Racebike
•    Twin-Loc-Federungssystem

Aussage von: Maxime Revilloud, Scott Sports
 

Besonderheiten

  • Im Rahmen integrierter Dämpfer
  • Bedienung des Fahrwerks und der Teleskopstütze mit Triple-Remote
  • Einteilige Vorbau-Lenker-Combo
  • Lenkwinkelverstellung um 0.6 Grad
  • Kabelführung durch den Vorbau
  • All-in-one-Schlüssel mit T25, T30 und 6er-Inbus in der Steckachse
  • Reifendruckkontrolle Sram Tyre Wiz

In der Ebene

Das Spark ist eines der Bikes, die keine Angewöhnungszeit brauchen. Aufsitzen und lostreten – und das mit massig Vortrieb. Die Beschleunigung ist beeindruckend. Geht man aus dem Sattel, verhärtet das Fahrwerk und man sprintet wie von einem Racebike erwartet. Enge und verwinkelte Trails machen richtig Laune und der verspielte Charakter gefällt. Schnell ertappt man sich, dass man seine Grenzen auslotet und immer mehr in die Pedale tritt, um noch mehr Tempo zu bekommen. Dabei nimmt das Fahrwerk kleine und mittlere Schläge unbemerkt auf.

Berg hoch

Die Kombination von geringem Gewicht und guter Geometrie lässt einen regelrecht hochschiessen. Der eine oder andere wird seine Strava-Zeiten mit diesem Bike brechen. Technische Anstiege meistert man locker, das Heck folgt gut über Hindernisse. Je höher die Stufen oder Wurzeln sind, desto mehr Druck braucht es auf den Pedalen. Mit Speed geht es deutlich besser hoch. Ist man sehr langsam und muss höhere Unebenheiten meistern, bleibt das Heck ein wenig daran hängen. 

Der Triple-Remote-Hebel ermöglicht es, die Federgabel und das Heck durch einmal drücken parallel zu verstellen. Die mittlere Plattformstufe ist eine Frage der Vorliebe, das Blockieren des Hecks ein Vorteil auf langen Asphaltanstiegen. Grundsätzlich ist das Fahrwerk so gut, dass ein Verstellen nicht zwingend nötig ist.

Berg runter

In der Abfahrt profitiert man von einem sehr präzisen Lenkverhalten, sodass man stets die Kontrolle behält, auch bei schneller Fahrt und in anspruchsvollem Gelände. 

Leider mag die Performance des Hecks nicht mit den guten Fahreigenschaften mithalten. Die lineare Federkennlinie des Hecks gefällt und das Bike fühlt sich nach deutlich mehr als 120 Millimeter Federweg an. Doch knallt man mit einem klassischen «Huck to flat» in eine Ebene, schlägt der Fox Nude hart durch. Systembedingt verhärtet der Hinterbau bei scharfen Bremsmanövern, das ist die Schattenseite des Eingelenkers, der im Gegenzug mit hoher Sensibilität glänzt. Bei einer sehr ruppigen Abfahrt von rund 425 Höhenmetern ohne Pause kam das Federbein an den Anschlag. Nach rund drei Vierteln der Abfahrt liess die Schluckfreudigkeit der Federung stark nach, das Heck wurde unruhig und gab die Schläge weiter. Am Ende des Trails war das Federbein so heiss gelaufen, dass man es noch knapp berühren konnte. Nach zehn Minuten Pause war alles wieder wie gewohnt. Hier scheint es Optimierungspotenzial zu geben. Es bleibt anzumerken, dass dieses Problem nur bei der einen Dauerbefeuerung aufgetaucht ist. Bei gleich langen Abfahrten mit Pausen oder auf gemässigterem Terrain war keine Veränderung spürbar.

Ein weitere sehr positive Eigenschaft des Bikes ist, dass es sich gut für Sprünge eignet. Das Scott lässt sich mit viel Pop in die Luft abdrücken und gut kontrollieren. Weite Sprünge sind kein Problem, solange man perfekt in der Landung runterkommt. Denn am Ende hat das Heck wenig Federweg und steckt verbockte Landungen nicht so gut weg wie ein langhubiges Bike.

Fazit

Auch wenn das Scott Spark 900 Tuned AXS nicht viel Federweg hat, ist es ein «fettes» Bike. Zum einen wegen des Systemgebers Bold – was im Englischen «fett» bedeutet –, zum anderen bescheren einem die guten Fahrqualitäten ein fettes Grinsen ins Gesicht. Es läuft wie geschmiert und bietet massig Vortrieb und dicke Jumps nimmt man gelassen. Doch ein bisschen Kritik muss dennoch sein: Bei einem so hohen Kaufpreis erwartet man auch, dass der Schalthebel aus der Topgruppe stammt und die Naben ebenfalls, da wurde etwas gegeizt. Auch ist zu hoffen, dass ein überhitztes Federbein in Zukunft der Vergangenheit angehört. Denn alles andere an dem Bike ist echt fett!

Empfehlung

Die Teleskopstütze mit 125 Millimeter fällt etwas knapp aus, bei der Rahmengrösse M hätte sicherlich eine 150er gut gepasst. Das gibt das Plus an Beinfreiheit, das man auf ruppigen Strecken gerne hätte. Denn das Bike kommt höchstens auf Downhill-Pisten im Bikepark an den Anschlag.

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Karbon
Preis: CHF 9999.00 (ab CHF 2699.00 mit Alurahmen)
Gewicht: 11.6 kg (Rahmengrösse M, mit Pedalen)
Federweg:  130 mm vorne / 120 mm hinten
Federgabel: Fox 34 Float Factory
Federbein: Fox Nude 5T Evol, Twin Loc
Schaltung:  Sram X01 AXS Eagle
Bremsen:  Shimano XTR 4-Kolben, 180 mm
Kurbelgarnitur:  Sram X01 DUB Eagle, 175 mm
Laufräder: Syncros Silverton 1.0 Carbon
Reifen:  Schwalbe Wicked Will, Super Race, 29 x 2.4
Sattel: Syncros Tofino 1.5 Regular
Sattelstütze: Fox Transfer, 125 mm
Vorbau/Lenker: Syncros Fraser iC SL DC Carbon, 60 mm, 760 mm, 0 mm Rise

Geometrie

Alle Daten hier: Link

Hersteller/Vertrieb

www.scott-sports.com


Alles Wissenswerte zu Scott gibts im Ride-Brandguide für Scott

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