Test: Santa Cruz Bronson C 4.0 – vom 650B-Klassiker zum Mullet-Bike | Ride MTB

Test: Santa Cruz Bronson C 4.0 – vom 650B-Klassiker zum Mullet-Bike

2013 wurde das Bronson lanciert und es war eines der ersten 650B-Bikes – wie es die Amis nennen. Ein Begriff, der sich bei uns nicht durchgesetzt hat. Auf den Markt kam das Bronson mit 27.5-Zoll-Laufrädern, in der vierten Generation hat nur noch das Hinterrad diese Dimension, vorne rollen 29 Zoll. Wie sich das neuste Bronson in den Alpen schlägt, hat ein Test gezeigt.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das neue Bronson kaum vom Vorgänger, wäre da nicht das grosse Vorderrad. Die Neuerungen liegen in den Details. Der Rahmen hat mehr Platz für Stahlfederbeine und eine überarbeitete Kinematik. Zudem wurde die Kettenstrebenlänge der jeweiligen Rahmengrösse angepasst. Sie ist nun nicht mehr über alle Grössen gleich. Die XS-Version hat auch vorne ein 27.5-Zoll-Laufrad, um eine geringere Überstandshöhe zu erreichen. Wie gehabt verfügt das Bike über 160 Millimeter Federweg an der Front und 150 am Heck. Die Geometrie lässt sich via Flip-Chip verstellen, getestet wurde in der High-Position.

Was zeichnet dieses Bike aus und wodurch unterscheidet es sich von anderen, gleichwertigen Rädern? Santa Cruz Schweiz führt dazu folgende Punkt auf:

  • Mullet-Laufrad-Aufbau (natürlich nur, wenn man es mit reinen 27.5ern oder 29ern vergleicht)
  • Kettenstrebenlänge ist bei jeder Rahmengrösse angepasst
  • Lebenslange Garantie auf Rahmen, Hinterbaulagern, Karbonlaufrädern
  • Neuste Entwicklungsstufe des VPP-Hinterbaus

Aussage von: Tassilo Kreissl, Verkauf/Innendienst Trailworks AG

Besonderheiten

  • Mullet-Aufbau
  • Geometrieverstellung via Flip-Chip
  • Schmiernippel am VPP-Link
  • Zwei massive Schützer am Unterrohr

In der Ebene

Infolge des kurzen Reach und des recht steilen Sitzwinkels bietet das Bronson eine sehr aufrechte Sitzposition. Es pedaliert sich ungewohnt: gefühlt von oben und nicht von hinten. Ob das ergonomisch sinnvoll ist, bleibt dahingestellt. In Kombination mit den «fetten» Reifen hemmt diese Sitzposition den Vortrieb im Flachen und da, wo man mit hoher Kadenz tritt. Das Fahrwerk begeistert dafür ab dem ersten Meter, es ist sehr feinfühlig und nimmt auch kleinste Unebenheiten auf.

Berg hoch

Sobald es aufwärts geht, das Tempo sinkt und man sich wegen des kleineren Hinterrads etwas mehr nach vorne neigt, fällt einem das Treten leichter. Auf Schotter- oder Asphaltstrassen machen sich das Gewicht von 15 Kilo sowie die zäh rollenden Pneus negativ bemerkbar. Man kommt nicht so in Schwung wie gewohnt. Ist man jedoch auf einem technischen Singletrail unterwegs, wo die Geschwindigkeit niedrig, aber die Traktion essenziell ist, punktet das Bronson. Mit stoischer Ruhe tritt man auch grössere Stufen ohne Mühe hoch. Das Heck flutscht regelrecht über Hindernisse, das Federbein gibt guten Gegenhalt. Das verhindert auch, dass man mit den Pedalen aufschlägt. In steilen und engen Kehren braucht es eine Gewichtsverlagerung nach vorne, damit das Vorderrad nicht steigt. Im Vergleich zu anderen Mullet-Bikes klettert dieses Santa Cruz wie ne Bergziege. Man braucht allerdings etwas Pfupf in den Beinen, die Übersetzung von 32 zu 50 Zähnen im kleinsten Gang bringt einen in den Alpen sonst an den Anschlag.

Berg runter

In der Abfahrt erfreut man sich dann der «fetten» Reifen. Durch die Kombination des bestens funktionierenden VPP-Hecks mit der gut harmonierenden Fox-Gabel profitiert man von einer super Bodenhaftung. Hindernisse lösen sich sonderbarer Weise in Luft auf, kaum hat man das Vorderrad darüber hinwegbewegt. Der Hinterbau schluckt einfach alles, egal ob ein Wurzelfeld mit schnell aufeinander folgenden Schlägen oder meterhohe Absätze. Das Bronson hat einen sehr guten Geradeauslauf, nichts bringt es aus der Ruhe. Es braucht aber ein bisschen Körpereinsatz, um mit dem Mullet-Aufbau geschmeidig um Kurven zu ziehen. Anfangs ist das Fahrverhalten gewöhnungsbedürftig, da sich das Heck wendiger anfühlt als die Front. Hat man das Vorderrad jedoch mal um eine Kurve gelenkt, folgt das hintere ohne Mühe, auch wenn es eine andere Linie wählt. Je steiler die Abfahrt, umso mehr profitiert man vom «kleinen» Hintern. Jumplines entlocken einem so manchen Freudenschrei. Leicht geht es in die Luft und egal, ob man perfekt landet, ins Flat fliegt oder sonst was vergeigt, das Bronson verzeiht einem fast alles.

Fazit

Das Bronson ist ein Trail- und Enduro-Bike zugleich und so ideal für Shuttlerides oder Bahnentouren. Es mag keine langen Transferstrecken in der Ebene und bergauf wählt man lieber einen technischen Singletrail als eine Forststrasse. Doch bergab spielt es keine Rolle, da meistert es jede Strecke. Wer bis jetzt an Mullet-Bikes keine Freude hatte, der muss dieses Santa Cruz mal testen, es könnte zum Umdenken bewegen.

Empfehlung

Die Schattenseite des getesteten Bikes ist klar das hohe Gewicht. Das lässt sich mit einem leichten Aufbau stark minimieren. Je nach Ausstattungsvariante kann man bis zu einem Kilo sparen. Wählt man noch eine 52er-Kassette und ein 30er-Kettenblatt, wird das die Bergauf-Performance nochmals deutlich verbessern.

Spezifikationen

Rahmenmaterial: Karbon
Preis: CHF 7190.00 (ab CHF 5990.00)
Gewicht: 15 kg (Rahmengrösse M, mit Pedalen)
Federweg:  160 mm vorne / 150 mm hinten
Federgabel: Fox 36 Float Performance
Federbein: Rock Shox Super Deluxe Select+
Schaltung:  Sram GX Eagle
Bremsen:  Sram Code R, 200/180 mm
Kurbelgarnitur:  Sram GX Eagle, 170 mm
Laufräder: Race Face AR Offset 30 Felgen, E*13 Naben
Reifen:  V: Maxxis Minion DHF, 29 x 2.35
H: Maxxis Minion DHR II, 27.5 x 2.4
Sattel: WTB Volt
Sattelstütze: Rock Shox Reverb Stealth, 150 mm
Vorbau: Burgtec Enduro MK3, 42.5 mm 
Lenker: Burgtec Alu, 800 mm, 30 mm Rise

Geometrie

Alle Daten hier: Link

Hersteller/Vertrieb

www.santacruzbicycles.com
 
Testbericht erschienen in Ausgabe 01/2022 von Ride Magazin.
 


Alles Wissenswerte zu Santa Cruz gibts im Ride-Brandguide für Santa Cruz

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