Test: Fünf «Freunde» für Enduro-Piloten | Ride MTB

Test: Fünf «Freunde» für Enduro-Piloten

Runter macht munter und die Bike-Tage, an denen einem die Bahn oder der Shuttle die Höhenmeter abnimmt, sind nicht verkehrt. Für das Enduro-orientierte Biken gibt es ein paar tolle Produkte, die sich für Racer genauso eignen wie für Hobby-Piloten.

Met Parachute MCR Helm

Erster Eindruck
Die dritte Auflage des Parachute wirkt im Vergleich zu seinen Vorgängern um einiges massiver. So schwer wie er wirkt, ist er nicht: 840 Gramm inklusive des entfernbaren Kinnbügels sind ordentlich leicht. Er ist in sechs Farben erhältlich, von dezent Uni über Knallrot bis zu Grautönen mit farbigen Akzenten. Zahlreiche Lüftungsöffnungen an der Front versprechen einen kühlen Kopf bei hitzigen Abfahrten. Der Kinnbügel lässt sich durch ein ausgeklügeltes magnetisches System – genannt MCR – montieren. Dieses wurde in Kooperation mit Fidlock entwickelt. Das Gurtschloss stammt ebenfalls von diesem Hersteller und schliesst magnetisch. Das Visier ist höhenverstellbar und aus einem weichen Kunststoff gefertigt. Es soll dadurch Stürze unbeschadet überstehen. Durch das BOA-FS1-System lässt sich der Met-Helm in beide Drehrichtungen äusserst fein einstellen. Eine MIPS-Schale bietet zusätzlichen Schutz bei Stürzen.

Die Verarbeitung ist äusserst hochwertig, alle Kanten sind abgerundet und gut geschützt. Der Parachute wirkt sehr stabil und langlebig. Das rechtfertigt auch den hohen Verkaufspreis.

Im Einsatz
Das Befestigen des Bügels, wenn man den Helm trägt, braucht einiges an Übung. Hat man den Trick mal raus, wie man die Metallhaken erst reindrückt und dann den Bügel ausrichtet, damit die Magnete zuschnappen, gelingt das gut und schnell. Üben vor dem Spiegel hilft. Das Entfernen geht noch schneller: die Hebel des MCR-Systems um 90 Grad nach hinten drehen – der Verschluss löst sich – und den Bügel nach vorne wegziehen.

Der Helm hat grundsätzlich ein gut funktionierendes Belüftungssystem, doch da an der Oberseite wenig Löcher vorhanden sind, entweicht nicht viel Hitze. Das macht sich besonders bei bei Temperaturen über 20 Grad beim Hochtreten bemerkbar. Der Bügel liegt satt an den Wangen an und vermittelt einem ein Gefühl von Sicherheit. Er stört die Sicht in keiner Weise. Ob mit Brille oder Goggle kombiniert, beides passt bestens, ohne zu drücken oder am Helm anzustehen.

Fazit
Der Met Parachute MCR weiss bezüglich Qualität und Funktion zu begeistern. Einziger Kritikpunkt: Das Visier sollte auf eine etwas tiefere Position verstellt werden können, so wäre der Sonnenschutz besser und im Halbschalenmodus würde es nicht so abstehen. Gut, das ist am Ende Geschmackssache. Die einen nennen das «Style», die andern finden es «affig», wenn das Visier schräg steht. Eines ist aber klar, wer zwei Helme in einem sucht, soll sich dieses Produkt mal zur Probe aufsetzen. Wenn er passt, dann passt’s.

Preis: CHF 379.00

Hersteller/Vertrieb
www.met-helmets.com / www.komenda.ch
 

Ride Concepts Powerline Schuhe

Ride Concepts ist eine junge Marke, die 2018 ihren ersten MTB-Schuh lanciert hat. Die Macher kommen ursprünglich von Five Ten. Nach dessen Übernahme durch Adidas haben sie sich entschieden, eigene Wege zu gehen.

Erster Eindruck
Die robuste Bauart des Flatpedal-Schuhs verspricht nicht nur eine gute Kraftübertragung, sondern auch guten Schutz bei einem Sturz. D3O hat bei Protektoren schon vor langer Zeit Einzug gehalten. Bei Bike-Schuhen ist es noch nicht so verbreitet. Beim Modell Powerline kommt es beim Knöchelschutz zum Einsatz sowie als Dämpfungsmaterial bei der Innensohle.
Vom Schnitt her ist der Schuh eher schmal gehalten, er sitzt eng um die Ferse und hat aber im Zehenbereich ausreichend Raum. An der Front ist eine dicke Gummischicht verarbeitet, die vor Verletzungen und Abnützung des Schuhs schützt. Die Aussensohle wurde in Zusammenarbeit mit Rubber Kinetics produziert, einem Gummispezialisten, der unter anderem auch mit Goodyear-Reifen entwickelt. Hört sich nach «Grip satt» an.

Im Einsatz
Die Sohle gewährt eine gute Kraftübertragung und ist zum Laufen komfortabel. Bei trockenen Bedingungen ist die Griffigkeit der Gummimischung ausreichend gut. Ist es nass und schmierig, ist je nach Pedale ein leichtes Rutschen zu verzeichnen. Trotz Laser-Perforation und Mesh-Einsätzen für die gute Belüftung ist er erstaunlich winddicht und wasserabweisend. Spritzwasser macht ihm nichts aus, an Regentagen kann er jedoch nicht standhalten. Die orange Lasche hält die Schuhbändel im Zaum, diese sind – im Vergleich zu vielen Konkurrenzprodukten – nicht übermässig lang.

Hohe Sommertemperaturen gab es während des Testzeitraums nicht, doch bei über 20 Grad wird es schnell mal warm in den Ride Concepts. Dafür sind sie bei kühleren Bedingungen angenehm.

Fazit
Durch seine robuste Bauart vermittelt der Ride Concepts Powerline viel Sicherheit. Man steht damit gut auf den Pedalen, ausser wenn es nass und schlammig ist. Wer zu Schweissfüssen neigt, hat im Sommer sicher heisse Flossen, dafür friert man bei milden Verhältnissen im Winter kaum.

Preis: CHF 179.90

Hersteller/Vertrieb
www.rideconcepts.com / www.intercycle.com
 

Giro Tyrant MIPS Helm

Erster Eindruck
Kein Geringerer als «Ratboy» Josh Briceland ist Botschafter des Giro Tyrant. Wenn man so wilde Sachen macht wie er, ist man um den zusätzlichen Schutz um die Ohren froh. Der Look erinnert stark an die Helme des Motorrad-Trial-Sports, Open Face wird diese neue Gattung genannt. Der Tyrant ist mit dem Spherical-MIPS-System ausgestattet. Statt einer schwimmend gelagerten Kunststofffolie kommen zwei Schaumstoffschalen zum Einsatz, das MIPS-System (Elastomere) ist zwischen diesen beiden Schalen positioniert. Bei einem Sturz verschieben sich die Schalen zueinander und eliminieren so die Rotationskräfte. Die Hinterkopfhalterung kann in der Höhe verstellt und durch ein Drehrad angepasst werden. Es liegen unterschiedlich dicke Kinnpolster bei. Alle Polster – bis auf das vom Hinterkopf – lassen sich einfach entfernen und waschen. Das Visier lässt sich verstellen, damit man die Goggle bequem parkieren kann. Die Verarbeitung wirkt sehr hochwertig.

Im Einsatz
Im Vergleich zu Integralhelmen oder anderen Open-Face-Varianten ist das Hören kaum eingeschränkt. Das ist den grossen Aussparungen um die Ohren rum zu verdanken. Der Sitz ist immer eine individuelle Sache und abhängig von der Kopfform. Mir hat er gut gepasst und keine Druckstellen hinterlassen. Bergab weiss die Lüftung zu begeistern, bergauf nicht. Selbst im Winter bei 3 Grad schwitzt man damit schnell. Steigen die Temperaturen über 15 Grad, wird es steil bergauf unerträglich und der Helm wird schnurstracks am Rucksack montiert. Die kompakte Bauweise bietet viel Schutz, hat aber den Nachteil, dass bei ausbleibendem Fahrtwind sich die Hitze schnell staut.

Fazit
Der Giro Tyrant MIPS ist ein willkommener Begleiter auf Shuttle-Touren, in Dirtparks oder bei winterliche Fahrten, wo er einiges mehr an Wärme zurückhält als gängige Bike-Helme. Man bekommt «viel» Helm für einen fairen Preis.

Preis: CHF 199.00

Hersteller/Vertrieb
www.giro.com / www.chrissports.ch
 

Vittoria Mota und Martello Reifen

Vittoria hat ihr MTB-Reifen-Portfolio in den letzten Jahren stark ausgebaut. Bei der Herstellung vertrauen sie auf das «Wundermaterial» Graphen. Vorstellen muss man sich dieses wie eine Folie aus wabenförmig angeordneten Kohlenstoffatomen. Eine zweidimensionale Struktur, die nur ein Atom dick ist. Wie feine Netze sollen die Graphenschichten dem Reifengummi Festigkeit geben und seine mechanischen Eigenschaften verbessern. Zudem verarbeitet der italienische Hersteller vier unterschiedlich harte Gummimischungen. Je zwei für die Aussen- und die Mittelstollen. Sie sind jedoch gleich aufgebaut, oben ein weicher Gummi für guten Grip, darunter ein harter für die Stabilität der Noppen.

Erster Eindruck
Der Mota ist als Vorderreifen für nasse Bedingungen konzipiert, er besticht durch ein grobes und sehr offenes Profil. Die Mittelstollen sind etwas niedriger und leicht versetzt angeordnet. Die 120-TPI-Karkasse macht einen robusten Eindruck.

Für das Hinterrad kommt der Martello mit flacheren sowie kleineren Mittelstollen daher. Das macht Sinn, um den Rollwiderstand gering zu halten. Das Profil auf der Seite ist enger gehalten als beim Mota und kann schon fast als dicht bezeichnet werden. Für einen besseren Kurvenhalt sind die Stollen seitlich versetzt.

Beide Pneus lassen sich ohne Probleme tubeless aufziehen und wiegen je rund 1 Kilo. Die 2.35 Zoll breiten 29er-Reifen fallen eher schmal aus.

Im Einsatz
Dass sich der Mota-Reifen gut in weiche Untergründe gräbt, versteht sich bei der Betrachtung des Profils von selbst. Durch dessen Höhe beisst er sich ordentlich durch Schotter, obschon das nicht sein präferiertes Terrain ist. Allgemein gewährt er viel Grip in den Kurven, ohne kippelig zu wirken. Bei sehr harten oder staubigen Untergründen gibt es geeignetere Kandidaten. Er trotzt alpinen Trails mit teils scharfen Steinkanten erfolgreich. Aufgrund der überzeugenden Gesamtleistung wurde der Mota am Ende der Testphase ebenfalls noch am Hinterrad montiert. Dort ist das Fahrverhalten mit dem aggressiven Profil sicherlich nicht jedermanns Sache. Wurzlige und feuchte Untergründe in steilem Terrain meistert er am Heck wie kein anderer. Die Bremsperformance sucht seinesgleichen.

Vittorias Martello ist ein guter Allrounder, der für das Hinterrad gedacht ist und wenig Rollwiderstand bietet. Bei schlammigen Bedingungen setzt er schnell zu, mit allen anderen Untergründen kommt er gut klar. Die Gummimischung gewährt gute Traktion, selbst auf nassen Wurzeln. Das Rollverhalten in den Kurven gefällt und ist gleichmässig. Im alpinen Gelände konnte er nicht ganz mit der Haltbarkeit des Mota mithalten. Einen Platten als Folge eines Durchstichs und ein 3 Zentimeter langer Schranz in der Flanke sind die Bilanz am Ende des Testzeitraums. Der Riss in der Karkasse stammt vermutlich von einer scharfen Steinkante und hätte sicherlich auch andere Reifen in die Knie gezwungen. Das war das vorzeitige Aus des ersten Testreifens. Der zweite Martello hat trotz repariertem Durchstich tadellos bis zum Testende gehalten.

Fazit
Die beiden Vittoria-Reifen überzeugen in Sachen Performance. Schnell ist man mit ihnen vertraut und man verschwendet keine Gedanken mehr an Grip und Traktion. Läuft! Die schmale Baubreite bietet etwas weniger Auflagefläche und Komfort als andere Produkte mit identischem Mass. Gäbe es sie in 2.5 Zoll Breite, hätten sie das Zeug zum Lieblingsreifen.

Preis: je CHF 75.00

Hersteller/Vertrieb
www.vittoria.com / www.fuchs-movesa.ch

Muc-Off B.A.M. – Schnäppchen-Tipp

Das Akronym B.A.M. steht für Bottled Air Magic. Der Zauber besteht aus einer Spraydose, die Druckluft und einen Latexschaum zur Behebung von Reifenpannen beinhaltet.

Erster Eindruck
Die kleine Dose passt selbst in Hüfttaschen oder lässt sich mit dem optional erhältlichen Utility Belt einfach und sicher am Bike-Rahmen befestigen. Dabei ist zu beachten, dass genügend Abstand zwischen der Dose und dem Federbein oder anderen Objekten besteht, sonst scheppert es bei ruppigen Abfahren ordentlich. 

Im Einsatz
Der Gebrauch ist regelrecht idiotensicher: Fährt man einen Platten ein, Dose raus und gut schütteln, das Ventil auf 12-Uhr-Stellung bringen, die Dose ansetzen und die «Magie» in den Reifen schiessen lassen. Der Druck reicht aus, um einen 29er-Reifen in 2.5 Zoll Breite prall zu füllen. Beim Test des B.A.M. musste alles ganz schnell gehen, denn es sollte überprüft werden, ob er unter Renneinsatzbedingungen funktioniert. 

Kaum war der Reifen platt, wurde das Flickmittel eingesetzt, ohne vorher den Pneu im Detail zu prüfen. Es wurde nur gecheckt, ob grosse Risse die Weiterfahrt verhindern. Von aussen war kein Schaden erkennbar. Die ganze Reparatur hätte ohne das Fotografieren keine 30 Sekunden gedauert. Am Ende wurde nach circa 90 Sekunden die Fahrt wieder aufgenommen. Der Reifen war danach über mehrere Stunden gut gefüllt, erst am nächsten Tag liess der Druck nach und er musste wieder gepumpt werden.

Fazit
Wenn es schnell gehen muss und der Reifen keine allzu grossen Löcher hat, wirkt der Muc-Off B.A.M. wie ein Zaubermittel. Schneller kann man einen Platten nicht beheben, weil das Flicken und das Pumpen in einem Schritt geschehen. Idealerweise wird der Defekt aber am Folgetag dauerhaft repariert. 

Preis: CHF 23.90

Hersteller/Vertrieb
www.muc-off.com / www.intercycle.com


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