Nach zehn Jahren Hickhack: Bike-Strecke Weissenstein öffnet
Das dürfte Schweizer Rekord sein: Nach fast zehn Jahren Planung und Bau geht die neue Bikestrecke am Weissenstein oberhalb von Solothurn in Betrieb. «Die ersten Besprechungen haben schon 2008 stattgefunden», fügt Konrad Stuber an, der Geschäftrsführer der Seilbahn Weissenstein. Dazwischen war er während mehreren Jahren Seilbahn-Chef ohne Bahn. Der Sessellift von 1950 hatte seine Konzession verloren, der Heimatschutz wollte ihn saniert sehen und wehrte sich bis vor Bundesverwaltungsgericht gegen eine moderne Kabinenbahn. Vergeblich.
Und damit konnte das Hickhack um die neue Strecke beginnen. Mitwirkungsverfahren – Ausschreibung – Einsprachen – Neuausschreibung – neues Mitwirkungsverfahren. Dieser Zyklus wiederholte sich bis 2021, als der Kompromiss der Streckenführung gefunden war. Ranger werden intervenieren, sollten Biker diese verlassen.
Startplattform als finaler Stolperstein
Es folgte das Finale mit der Startplattform, die den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand zum Wald nicht eingehalten hätte. Statt 20 Meter Luft bis zu den ersten Bäumen reichte sie direkt an diese heran. Während die Strecke gebaut war, aber nicht gefahren wurde, stritt die Seilbahn Weissenstein AG mit zwei lokalen Jagdorganisationen sowie den örtlichen Sektionen von Pro Natura und Birdlife vor Gericht.
Für die Seilbahn-Betreiber ist die Plattform wichtig, weil sich Biker und Fussgängerinnen sonst beim Verlassen der Bergstation in die Quere kommen würden. Ausserdem kann die Bahn-Gesellschaft auf der Plattform selber Getränke und Snacks verkaufen. Das Hotel und Restaurant an der Bergstation wirtet auf eigene Rechnung. Den Bau der Strecke und alle begleitenden Kosten (laut Tele M1 über eine halbe Million Franken) hätten sie aus der laufenden Rechnung finanziert, erklärt Stuber. «Weil wir mit der neuen Bahn erfolgreich sind, war das möglich. Aber jetzt muss mit der Bikestrecke auch etwas zurückkommen.»
Um darauf nicht noch länger warten zu müssen, lenkten Stuber und der Verwaltungsrat ein. Sie planten die Plattform kleiner, worauf die Einspracheparteien auf einen weiteren Rekurs verzichteten. Am 14. September sollen nun die ersten Biker von dort auf die neue Strecke rollen. Diese muss bereits wieder saniert werden. Weil sie 2022 zum grössten Teil fertiggestellt, aber bisher nicht eingefahren wurde, haben ihr auch Regen und Schnee zugesetzt.
Kampf um jeden Meter: Die Zukunft des Trailbikens im Kanton Solothurn
Und während die Mountainbiker in der Region nun einen neuen Spielplatz haben, fragen sie sich, wie es ausserhalb gebauter Pisten mit ihrem Hobby weitergehen soll. Der Kanton hat ein komplettes Fahrverbot auf Waldwegen in den Entwurf des neuen Waldgesetzes geschrieben. Trailbiken wäre dann nur noch auf spezifisch dafür freigegebenen Wegen und Pisten möglich. Das Beispiel Weissenstein zeigt, dass es für Bikestrecken einen langen Atem brauchen könnte.