Indergand und Colombo sowie Koller und Forster holen sich die Schweizermeistertitel
Ein Klasserennen mit dramatischer Episode bei den Männern: Favorit Nino Schurter (SCOTT-SRAM MTB Racing), Olympiasieger 2016 und der erfolgreichste Schweizer aller Zeiten, kam direkt vom Höhentrainingslager nach Echallens, um seine Olympiaform zu testen und seinen 10. Schweizer Meistertitel zu gewinnen. Doch bei Halbzeit des Rennes wurde der Bündner mit Platten ausgebremst und verlor dadurch viel Zeit.
In den Kampf um den Titel konnte Schurter zwar nicht mehr eingreifen, doch mit grossem Effort kämpfte er sich auf den dritten Platz zurück.
Colombo ab der 2. Runde in Führung
Die Geschichte des Rennens schrieb sein Team-Kollege Filippo Colombo, der bereits zum Zeitpunkt von Schurters Ausfall in Führung war. Der 26-jährige Tessiner wusste, dass er in dem starken Feld früh für klare Verhältnisse sorgen musste. Er hatte sich in der zweiten Runde abgesetzt, um weitere Positionskämpfe zu vermeiden. Von da bestimmte er das Rennen und gab es bis ins Ziel nicht mehr aus der Hand. «Ich bin megazufrieden, den Titel habe ich unbedingt gewollt», so Colombo, der erstmals bei der Elite im Cross-Country einen Schweizer Meistertitel gewann.
Sein hartnäckigster Verfolger, Joel Roth (BIXS Performance Race Team), machte stets enormen Druck von hinten, doch Colombo war an diesem Tag eine Klasse für sich.
Bei den U23-Fahrern holte sich der U23-Europameister Finn Treudler (Cube Factory Racing) das begehrte Trikot mit dem Schweizer Kreuz, diskussionslos vor Maxime L’Homme (Team BMC) und Luke Wiedmann (Thömus maxon).
Indergand erstmals Cross-Country-Schweizermeisterin
Das Rennen der Frauen war auch von den Emotionen der Siegerin geprägt: Die Urnerin Linda Indergand (31), Olympiadritte von Tokio 2021 und Team-Weltmeisterin 2023, feierte ebenfalls ihren ersten und langersehnten Elite-Schweizermeistertitel im Cross Country. «Ich bin überwältigt», freute sie sich im Ziel über das Trikot mit dem Schweizer Kreuz.
Aus einem anfänglichen kompakten Fünferpack mit Indergand, Sina Frei (Specialized Factory Racing), Nicole Koller (Ghost Factory Racing), Jolanda Neff (TREK Factory Racing) und Seraina Leugger (BIXS Performance Race Team), wurde ab der dritten Runde ein Führungstrio, da Neff und Leugger abreissen lassen mussten.
Indergand konnte in einem taktischen Rennen mit vielen Positionswechseln bis fast zum Schluss ihre Erfahrung und ihre technischen Fähigkeiten zu ihrem Vorteil nutzen. Sie setzte sich, nachdem sie zuvor Tempo gemacht hatte, vor der langen Zielgerade souverän ab. Sina Frei, die Silbermedaillengewinnerin von Tokio 2021, kam mit drei Sekunden Rückstand ins Ziel. Nicole Koller, die Short-Track-Meisterin von Freitag, sicherte sich den weiteren Podestplatz.
Neff noch nicht in Schwung
Jolanda Neff die Olympiasiegerin von Tokio 2021, kam wie zuvor am Short-Track-Rennen vom Freitag noch nicht richtig in Schwung. Die Ostschweizerin hatte zuletzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und wurde mit anderthalb Minuten Rückstand Sechste. Neff ist neben Alessandra Keller (Thömus maxon), die zugunsten ihrer Olympiavorbereitungen auf eine Titelverteidigung in Echallens verzichtete, für die Spiele in Paris selektioniert.
Hohes Niveau und Spannung zeichnete auch das Rennen der U23-Kategorie aus: Lea Huber (TREK Future Racing), Fiona Schibler (Bike Team Solothurn) und Elina Benoit drängten innerhalb von nur einer Sekunde ins Ziel.
Halter und Liehner bei den Junioren
Bei den Junioren setzte sich mit Nicolas Halter (KA Boom Krapf) der Favorit durch, vor seinem Teamkollegen Sven Sommer und Noel Toth (RC & Bikecenter Steffisburg). Lara Liehner (Thömus Akros – Youngstars) konnte sich bei den Juniorinnen den Titel überlegen vor Sirin Städler, ebenfalls Thömus Akros Youngstars, und Muriel Furrer (BIXS Performance Bike Team) sichern.
Die Swiss Champion Auszeichnungen in den U17 Kategorien gingen bereits am Samstag an die 15-jährige Rickenbacherin Anja Grossmann vom Specialized XC Junior Team Switzerland und Marwam Karim Barhoumi (Pédale Bulloise), ebenfalls 15-jährig. Vorjahressiegerin und Favoritin Grossmann siegte mit grossem Vorsprung auf ihre Teamkollegin Shana Huber und Elia Marthe (VC Fribourg). Auch Barhoumi holte sich den Sieg souverän vor Levin Näf (RN Racing Service Course) und Ron Hürlimann vom Ägeri Cycling Race Team.
Bei den Masters gewann der 31-jährige Sebastian Zimmer (Drift Racing Collective) durch.
Armin Küstenbrück / Ego Promotion
Koller und Forster holen sich die Short-Track-Titel
Zum Auftakt der Mountainbike-Schweizermeisterschaften vom 12. –14. Juli 2024 in Echallens gewannen Nicole Koller (Ghost Factory Racing) und Lars Forster (Thömus maxon) die Titel im Short Track. Der nationale Saisonhöhepunkt der Mountainbiker ist integriert in den 31. CIC Swiss Bike Cup.
Hochspannung gleich zu Beginn der Elite-Titelkämpfe: Die 27-jährige Mixed Staffel-Weltmeisterin von 2023, Nicole Koller aus Wetzikon, verwies in einer dramatischen Sprintentscheidung Linda Indergand (Liv Factory Racing) und Stefi Häberlin (Team BMC) auf die Plätze. Auch Sina Frei (Specialized Factory Racing) kam fast im gleichen Atemzug ins Ziel
Forster schafft klare Verhältnisse
Bei den Männern hingegen stellte Lars Forster schon in der drittletzten Runde klare Verhältnisse her. Der 30-jährige Cross-Country-Vize-Europameister von 2023 konnte dann die letzten beiden Runden unbedrängt zum Titel fahren. Marcel Guerrini (BIXS Performance Race Team) mit neun Sekunden Rückstand und der Titelverteidiger und Favorit Thomas Litscher (Lapierre Mavic Unity, 11 Sekunden Rückstand) komplettierten das Podest.
Bei den Junioren siegte quasi in einem «Trainingsrennen» ohne Titelvergabe der Favorit Nicolas Halter (KA BOOM Krapf), bei den Juniorinnen Lara Liehner (Thömus Akros Youngstars).
Fast 700 Starter – 9 Titel insgesamt
Zum grossen Meisterschaftswochenende werden im Waadtland fast 700 Fahrerinnen und Fahrer erwartet. Neben den offiziellen neun Schweizermeistertiteln werden im Rahmen des CIC Swiss Bike Cup am Samstag auch die U17 Swiss Champion Auszeichnungen vergeben.
Armin Küstenbrück