Herz ist Trumpf! Warum Thömu Binggeli dem Rennsport die Stange hält
Es war ein schönes Weihnachtsgeschenk für Ralph Näf: Er konnte vergangene Woche das Sponsoring mit der Marke Thömus für zwei weitere Jahre besiegeln und damit die Grundlage für eine ruhigere Zukunft seines erfolgreichen Rennstalls legen. Die Fortführung der Partnerschaft mit Thömus ist indes keine Selbstverständlichkeit. Die Marke aus Oberried bei Bern ist vor einem Jahr provisorisch eingestiegen, weil Näf nach dem Rückzug von Radon keinen Bike-Sponsor finden konnte. Es war damals insbesondere Firmengründer und CEO Thömu Binggeli, der seinen Freund Ralph Näf in dieser Situation nicht hängen liess.
Die Hilfe in der Not erwies sich für Binggeli als Glücksfall. Aus dem Provisorium wurde ein Weltcupsieg durch Mathias Flückiger und ein Weltmeistertitel von Alessandra Keller. Bauernschlau könnte man die Entscheidung Binggelis bezeichnen. Er hat im richtigen Moment zugegriffen, ein Schnäppchen aus einer Notlage erzielt. Das ist aber zu kurz gegriffen. Der Einstieg von Thömus beim Team von Ralph Näf passt vielmehr in die langjährige Firmengeschichte. Im Jahr 1993 gründete Thömu Binggeli das «Thömus Racing Team». In seinen Farben haben einige grosse Namen des Schweizer Rennsports als Junioren angefangen. Er hat Fahrer nach ihrer Zeit als Rennfahrer den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht. Und nun standen letztes Jahr Thömus-Bikes plötzlich ganz oben auf den Siegertreppchen des internationalen Rennsports. Das ist die eigentlich nichts anderes als die logische Entwicklung eines 25-jährigen Engagements. Das ist viel weniger bauernschlau als ganz einfach konsequent.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in den letzten dreissig Jahren auch Bauernschläue Thömu Binggeli zu dem gemacht hat, was aus dem kleinen Veloladen auf einem Bauernhof geworden ist. Doch geprägt hat Binggeli die Sportart nicht mit dem Rechenschieber, sondern mit seinem Herz. Der Einstieg als Sponsor beim Team von Ralph Näf war eine Überzeugungstat. Die Überzeugung, dass der Schweizer Rennsport ein solches Team braucht. Die Überzeugung, dass ein Talent wie Ralph Näf dem Rennsport nicht verloren gehen darf. Die Überzeugung, dass Spitzenfahrer wie Mathias Flückiger, Kathrin Stirnemann oder Alessandra Keller nicht ohne Team «auf der Strasse» landen dürfen.
Dass Thömu Binggeli nun das Engagement mit dem Ralph Näf Racing Team um zwei Jahre verlängert, ist ihm hoch anzurechnen. Es ist ein weiteres Bekenntnis, dass ihm die Sportart am Herzen liegt. Doch in der Entscheidung zur Fortsetzung des Sponsorings steht jetzt das Kalkül im Vordergrund. Als Partner eines Rennstalls in dieser Dimension, diesem Potenzial und dieser Professionalität wird sich das Sponsoring schliesslich auch in den Kassen der Thömus-Läden niederschlagen. Zum Glück und zu Recht. Und wer weiss, vielleicht gipfelt das Engagement von Thömu Binggeli in einem Olympiatitel in Tokio 2020. Es wäre ihm zu gönnen. Ihm, der mit seinem Herz den Mountainbikesport so stark geprägt hat.