Blog: «Echt, es gibt Wege mit Bike-Verbot?»
Kürzlich war ich mit einem Bekannten auf einer Biketour. Er ist seit Jahrzehnten auf Stollenreifen unterwegs, fährt lange Touren mit Tausenden von Höhenmetern. Vor allem im Berner Oberland, wo er wohnt, aber auch in anderen Teilen der Schweiz. Kurzum, er ist ein Mountainbiker durch und durch. Sein Name tut nichts zur Sache.
Irgendwann spreche ich ihn auf die Situation der Mountainbiker auf Singletrails im Kanton Bern an. Ich will wissen, wie er damit umgehe, dass er sich auf schmalen Wegen fahrend oft in der Illegalität bewegt. Seine Reaktion überrascht mich: «Echt, es gibt Wege, auf denen man nicht Mountainbike fahren darf?» Der Berner, der jedes Jahr zusammengezählt mehrere Wochen auf dem Mountainbike im Berner Oberland verbringt, hat noch nie davon gehört, dass er nur jene schmalen Wege befahren darf, die dafür explizit freigegeben sind.
Als ich ihm von der Debatte um Mountainbiker auf schmalen Wegen im Kanton Bern erzähle, vom Wald- und vom Strassengesetz, von Lobby-Organisationen für das Trailbiken und anderen, die dieses bekämpfen, da meint er: «Du erzählst mir da von einem Kosmos, in dem ich noch nie war.»
Auch im Kanton Bern sind Konflikte die Ausnahme
Das zeigt mir zwei Dinge: Mein Blick auf den Kanton Bern ist dominiert von der Diskussion um Singletrails. Natürlich weiss ich, dass trotz der gesetzlichen Einschränkungen tausende Mountainbikerinnen auch auf Berner Wegen ihren Spass haben und dafür weder Bussen am Laufmeter kassieren, noch regelmässig unfreundliche Begegnungen haben. Aber dass die Diskussion gar nicht alle erreicht, dass zumindest ein langjähriger Biker noch nicht einmal davon gehört hat, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Die zweite Erkenntnis ist simpler: Uns sind an diesem Tag auf den Singletrails, die wir gefahren sind, keine Handvoll Fussgänger begegnet. Und wenn doch, haben wir wie üblich gebremst und gegrüsst, worauf beide Parteien ihre Wege gut gelaunt fortgesetzt haben. Konflikte zwischen Bikerinnen und Wanderern sind ein Problem der Ballungsräume. Solange man die Hotspots umfährt, sind sie die seltene Ausnahme und sicher nicht die Regel. Auch nicht im Kanton Bern, wo Fussgängerinnen sogar das Strassen- und das Waldgesetz auf ihrer Seite haben. Wenn sie denn darauf aus sind, ihr Vorrecht geltend zu machen.
Zu guter Letzt liegt die entspannte Situation auch daran, dass keine Heerscharen von Mountainbikern auf den Singletrails jener Region unterwegs sind, in der wir waren. So hinterlassen wir kaum Spuren. Wenn uns niemand wahrnimmt, kann sich auch niemand über uns aufregen. So einfach ist das. Aber halt nicht überall der Fall.
Und mein Berner Bike-Buddy, der fährt von all dem völlig unbeeindruckt seine Runden, weil er gar nichts davon weiss, ausser der Schnellbleiche, die ich ihm verpasst habe. Ich beneide ihn ein wenig darum und bereue, ihn darauf aufmerksam gemacht zu haben. Er will sich jetzt mal schlaumachen.